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ROUNDUP: Hurrikan 'Melissa' sorgt für mindestens 30 Tote in Karibik

HAVANNA/NASSAU (dpa-AFX) - Mindestens 30 Menschen sind nach vorläufigen Behördenangaben in verschiedenen Karibikländern aufgrund des Hurrikans "Melissa" ums Leben gekommen. Mindestens zehn weitere werden vermisst. Nach seinem Durchzug durch Jamaika erreichte der zerstörerische Sturm zunächst den sozialistischen Karibikstaat Kuba und nimmt nun Kurs auf die Bahamas. Am Mittwoch (Ortszeit) zog "Melissa" mit Windgeschwindigkeiten von 155 Kilometern pro Stunde über den Atlantik in Richtung des Archipels weiter. Der Sturm sorgte für schwere Schäden sowie heftige Überschwemmungen, insbesondere auf Jamaika, Kuba und Haiti.

Opferzahlen geben Einblick in die Verwüstung

Die höchste Opferzahl wird bisher in Haiti mit mindestens 23 gemeldet. In der Gemeinde Petit Goâve sind mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen, nachdem ein Fluss aufgrund der anhaltenden Regenfälle im Westen des Landes über die Ufer getreten ist. Mindestens zehn weitere werden vermisst, wie der Leiter des Zivilschutzes, Emmanuel Pierre, örtlichen Medien sagte. Die Hälfte der Todesopfer seien Kinder. Häuser, Autos und Vieh seien von den Wassermassen mitgerissen und Felder zerstört worden, meldete die Zeitung "Le Nouvelliste" unter Berufung auf Augenzeugen. In Haiti waren bereits zuvor weitere drei Menschen ums Leben gekommen.

Auf Jamaika wurden vier Leichen entdeckt, wie örtliche Medien unter Berufung auf die Polizei berichteten, während aus Kuba bislang keine Angaben zu Todesopfern vorliegen. Bereits bei den Vorbereitungen auf den Sturm waren in Jamaika nach Angaben des Gesundheitsministeriums drei Menschen beim Fällen von Bäumen ums Leben gekommen. In der Dominikanischen Republik wurde eine Person getötet.

Aufräumarbeiten beginnen

"Melissa" hatte Jamaika am Dienstag (Ortszeit) mit der höchsten Kategorie 5 schwer getroffen. Der Hurrikan brachte Sturmfluten, zerstörerische Winde und heftige Regenfälle mit sich. Die Aufräumarbeiten haben bereits begonnen. Auch auf Kuba verursachte der Hurrikan große Verwüstung. Mehr als 735.000 Menschen waren nach Regierungsangaben zuvor in Sicherheit gebracht worden. Kuba hat knapp zehn Millionen Einwohner. Betroffen war der Osten des Landes.

Wasser bis zu den Knien: Bilder zeigen Überschwemmungen

In den sozialen Netzwerken kursierten Videos, die die Situation in den besonders betroffenen Gebieten auf Kuba zeigen sollen: Menschen waten in ihren Häusern durch fast knietiefes Wasser, es sind Hilferufe zu hören. Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse. Eduardo Córdoba Bergara suchte in der Ortschaft Banes mit seiner Frau und seinen drei Töchtern Schutz in einer Notunterkunft. "Dass die Familie in Sicherheit ist, beruhigt mich. Das Haus, in dem wir leben, ist in schlechtem Zustand und wird den Winden nicht standhalten", sagte er der kommunistischen Parteizeitung "Granma".

Ausmaß der Schäden auf Jamaika noch unklar

Angesichts der schweren Schäden erklärte die Regierung von Jamaika die Karibikinsel zum Katastrophengebiet. Das genaue Ausmaß war allerdings ein Tag nach dem Eintreffen des Hurrikans noch ungewiss. In örtlichen Medien waren Bilder von zertrümmerten Häusern in überschwemmten Straßenzügen zu sehen. Nach Angaben der Behörden wurden Krankenhäuser und Brücken beschädigt. Mehr als 530.000 Haushalte waren von der Stromversorgung abgeschnitten. Die regionale Gesundheitsbehörde Serha warnte in den von Überschwemmungen betroffenen Regionen vor Krokodilen.

Regierungschef Andrew Holness rief die Menschen dazu auf, hoffnungsvoll zu bleiben. "Unser Land wurde von Hurrikan "Melissa" verwüstet, aber wir werden es wieder aufbauen, und zwar noch besser als zuvor", schrieb er auf der Plattform X.

Bahamas: Inseln evakuiert

Nach Kuba soll "Melissa" am Mittwochnachmittag die Bahamas erreichen
- laut Hurrikanzentrum immer noch als "starker Hurrikan". Es seien
heftige Regenfälle und Sturzfluten zu erwarten. Die Regierung ordnete Evakuierungen für sechs der mehr als 700 Inseln an. Für den Südosten und das Zentrum des Archipels der Bahamas galt eine Hurrikan-Warnung. Später soll der Sturm in Richtung Bermuda weiterziehen.

Die Bahamas sind ein Inselstaat im Atlantik südöstlich der USA. Haupterwerbszweig ist der Tourismus. Teile der Land- und Meeresfläche sind als Nationalparks geschützt. Der Central-Andros-Nationalpark umfasst neben Mangroven- und Feuchtgebieten Teile des Andros Barrier Reef, das eines der größten Riffe der Welt ist. Für etliche Tier- und Pflanzenarten sind die Nationalparks ein wichtiges Refugium./aso/DP/he