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KORREKTUR/ROUNDUP 2: Zalando will sich About You einverleiben

(Im vorletzten Absatz wird korrigiert, dass der schwedische Modehändler H&M Zalando vom zweiten auf den dritten Platz verdrängt hat.)

BERLIN/HAMBURG (dpa-AFX) - Der deutsche Online-Händler Zalando will seinen heimischen Konkurrenten About You schlucken. Je About-You-Aktie bietet der Dax-Konzern 6,50 Euro, wie er am Mittwoch überraschend in Berlin bekannt gab. Damit wird About You mit rund 1,2 Milliarden Euro bewertet. Ein Anteilsschein von About You kostete am Dienstagabend zum Handelsende 3,90 Euro. Im Jahr 2021 war das Unternehmen zu 23 Euro je Aktie an die Börse gegangen. Zalando-Aktionären scheint die angekündigte Offerte jedoch nicht zu gefallen.

Der Aktienkurs des Berliner Modehändlers brach im frühen Handel um 9 Prozent ein. Die About-You-Papiere schnellten dagegen um fast 65 Prozent nach oben.

Zalando-Co-Chef Robert Gentz will mit dem Schritt einen "größeren Anteil des europäischen Online-Marktes für Mode und Lifestyle abdecken". Nach eigenen Angaben hat sich Zalando bereits knapp drei Viertel des Grundkapitals des Hamburger Konkurrenten durch verbindliche Vereinbarungen mit Gründern und Vorstandsmitgliedern gesichert. Der Zukauf soll bis Sommer 2025 abgeschlossen sein. Der amtierende About-You-Vorstand samt Mitgründer und Co-Chef Tarek Müller soll seine bisherigen Rollen behalten.

Bis 2028 soll das kombinierte Unternehmen Umsatz und Bruttowarenvolumen durchschnittlich im Jahr um fünf bis zehn Prozent steigern. Damit rückt das prozentual zweistellige Wachstum wieder näher, für das Zalando einst bekannt war. Allerdings bleiben Zuwachsraten aus den früheren Hochzeiten wie der Corona-Pandemie weiterhin weit entfernt. Die bereinigte operative Gewinnmarge (Ebit-Marge) soll sich bis 2028 dann bei sechs bis acht Prozent einpendeln.

Den milliardenschweren Zukauf dürfte Zalando angesichts einer Cashposition von 2,4 Milliarden Euro stemmen können, schrieb Baader-Bank-Analyst Volker Bosse. Er begrüßte den angepeilten Zukauf, mahnte jedoch, dass die Kosten dafür kurzfristig an Zalandos Profitabilität knabbern dürften.

Langfristig strebt das fusionierte Unternehmen eine um Sondereffekte bereinigte Marge vor Zinsen und Steuern (bereinigte Ebit-Marge) von 10 bis 13 Prozent an. Das wäre eine deutliche Verbesserung zum derzeitigen Stand: Zalando hatte für die ersten neun Monate des laufenden Jahres eine bereinigte Marge von 4,0 Prozent ausgewiesen.

Dabei dürften auch Synergien auf Konzernebene helfen: Zalando sieht längerfristig Spielraum für ergebniswirksame Kosteneinsparungen von rund 100 Millionen Euro im Jahr. Als Beispiele für Synergien nannte Zalando Logistik, Zahlungsabwicklung und kommerzielle Zusammenarbeit. Auf Nachfragen, ob er den Abbau von Stellen explizit ausschließt, ging der Vorstand in einer Telefonkonferenz nicht ein.

E-Commerce-Experte Alexander Graf von der Softwarefirma Spryker bewertete die Transaktion positiv. "Dieser Zusammenschluss macht theoretisch und praktisch Sinn. Es gibt viele Synergieeffekte." Die Idee eines europäischen Fashion-Champions werde "greifbarer denn je". RBC-Analyst Richard Chamberlain sieht für Zalando die Möglichkeit, mit dem Zukauf seine Präsenz in Europa auszubauen.

Erst Anfang der Woche hatte die Fachzeitschrift "Textilwirtschaft" ein Ranking der größten Modehändler in Deutschland veröffentlicht. Gemessen am Umsatz verteidigte die Otto Group im vergangenen Jahr den Spitzenplatz mit einem geschätzten Erlös von 4,5 Milliarden Euro. Der schwedische Modehändler H&M verdrängte Zalando vom zweiten auf den dritten Platz.

About You war im Juni 2021 mit einem Ausgabepreis von 23 Euro je Aktie an die Börse gegangen. Seither entwickelte sich die Aktie aber alles andere als erfolgreich: In den vergangenen drei Jahren büßte sie rund 83 Prozent an Wert ein. Auch die Zalando-Aktie musste seither Federn lassen - verglichen mit dem Stand von vor drei Jahren ergibt sich ein Verlust von knapp 54 Prozent./ngu/cr/stw/stk