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Bär zu Brosius-Gersdorf: überlegen, ob sie die Richtige ist

BERLIN (dpa-AFX) - Bundesforschungsministerin Dorothee Bär hat Verständnis für die Bedenken von Unionsabgeordneten gegen die Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht, Frauke Brosius-Gersdorf, geäußert und der Richterin nahegelegt, ihre Kandidatur zu überdenken. "Wir haben lauter mündige Abgeordnete, und wenn die sagen, ich kann mit meinem Gewissen Frau Brosius-Gersdorf nicht wählen, dann akzeptiere ich das, dann respektiere ich es und dann erwarte ich aber auch von der Kandidatin, dass sie mal für sich selbst überlegt, ob sie die Richtige ist", sagte die CSU-Politikerin in der ARD-Talkshow "Maischberger".

Bär verteidigte Kritik an der Richterin. Man tue Frauen keinen Gefallen, wenn man sich nicht mit ihren Inhalten auseinandersetzen dürfe "und ein bisschen Resilienz und ein bisschen, dass man auch kritikfähig sein muss, erwarte ich auch von jemandem, der sich ins höchste deutsche Gericht wählen lassen möchte", fügte sie hinzu.

Wahl platzte wegen Bedenken in der Union

Brosius-Gersdorf sollte am vergangenen Freitag im Bundestag zusammen mit einer weiteren Richterin und einem Richter für Karlsruhe gewählt werden. Doch die Wahl wurde kurzfristig von der Tagesordnung genommen, weil die Führung der Unionsfraktion die mit der SPD verabredete Unterstützung für die Jura-Professorin nicht mehr garantieren konnte.

Mehrere Unionsabgeordnete bezeichneten Brosius-Gersdorf öffentlich als ungeeignet und unwählbar, andere ließen sich anonym zitieren, die Juraprofessorin sei "eine ultralinke Juristin". Begründet wurde das unter anderem mit Äußerungen von Brosius-Gersdorf zu Corona-Impfungen und mit ihrer Haltung zu Abtreibungen.

Juristin wehrt sich

Brosius-Gersdorf meldete sich am Dienstag erstmals selbst zu Wort und wies die Vorwürfe deutlich zurück. "Die Bezeichnung meiner Person als "ultralinks" oder "linksradikal" ist diffamierend und realitätsfern", schrieb die Juristin in einer Stellungnahme, die sie über eine Anwaltskanzlei veröffentlichte. Darin wirft sie auch Teilen der Medien vor, ihre Berichterstattung sei "unzutreffend und unvollständig, unsachlich und intransparent" gewesen. "Sie war nicht sachorientiert, sondern von dem Ziel geleitet, die Wahl zu verhindern."/jr/DP/he