AUSBLICK 2024: Aussicht auf sinkende Zinsen treibt den Goldpreis
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Spekulation auf sinkende Zinsen und Goldkäufe durch Zentralbanken sind nach Einschätzung von Experten treibende Kräfte für den Goldpreis im Jahr 2024. Viele Analysten gehen davon aus, dass der Preis für das Edelmetall an die Gewinne der vergangenen Monate anknüpfen kann. Der Goldpreis dürfte Ende 2024 über der Marke von 2000 US-Dollar je Feinunze (rund 31,1 Gramm) liegen. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten erwarten den Goldpreis Ende 2024 im Schnitt bei 2015 Dollar. Zeitweise dürften aber auch höhere Notierungen bis hin zu Rekordwerten beim Goldpreis drin sein.
Zuletzt hatte der Goldpreis Anfang Dezember ein Rekordhoch bei 2135 Dollar erreicht. Die Bestmarke habe deutlich gemacht, "wie optimistisch die Händler waren", sagte Analyst Craig Erlam vom britischen Handelshaus Oanda. Es war vor allem die Spekulation auf sinkende Leitzinsen wichtiger Notenbanken, die den Goldpreis auf einen neuen Höchststand getrieben haben. Mit der Aussicht auf sinkende Zinsen fielen die Renditen an den Märkten für Staatsanleihen, was als wesentlicher Preistreiber beim Gold gilt. Da Gold keine Rendite abwirft, machen niedrigere Kapitalmarktzinsen das Edelmetall für Investoren attraktiver, was für eine höhere Nachfrage sorgt.
Nach dem Rekordhoch hat sich der Goldpreis im Dezember die meiste Zeit über der Marke von 2000 Dollar halten können, nur zeitweise hatten Gewinnmitnahmen den Preis für das Edelmetall unter die Marke gedrückt. Damit wurde Gold an der Börse in London zum Ende des Jahres deutlich höher gehandelt als Anfang 2023. Damals hatte eine Feinunze etwa 1800 Dollar gekostet.
Auch wenn die Nachfrage zum Jahreswechsel zeitweise schwächelte, bleiben Experten für 2024 optimistisch. "Die Zinsen werden im nächsten Jahr zum wesentlichen Treiber für die Goldpreisentwicklung", sagte Henrik Marx, Leiter Edelmetallhandel bei Heraeus Precious Metals. Sollte sich die konjunkturelle Lage im kommenden Jahr weiter eintrüben, dürften die Notenbanken zum Handeln gezwungen sein.
Auf ihrer letzten Zinsentscheidung 2023 hatte die US-Notenbank Fed den Leitzins noch unverändert belassen. Sie hatte aber durchblicken lassen, dass die Leitzinsen im kommenden Jahr sinken werden. Laut den jüngsten Prognosen der US-Notenbanker sind Zinssenkungen in einem Volumen von insgesamt 0,75 Prozentpunkte zu erwarten.
"Eine frühzeitige Zinssenkung könnte Gold den entscheidenden Impuls für neue Höchststände geben", sagte Heraeus-Experte Marx. Seiner Einschätzung nach sind mögliche Zinssenkungen der US-Notenbank Fed noch nicht vollständig am Goldmarkt eingepreist.
Während die US-Notenbank zuletzt schon Signale für sinkende Zinsen lieferte, gab es von der Europäischen Zentralbank (EZB) noch keine Hinweise auf künftige Zinssenkungen. Aus der Stellungnahme zur Zinssitzung im Dezember lässt sich nicht ableiten, dass die EZB einen raschen geldpolitischen Kurswechsel vornehmen möchte.
Etwas zurückhaltender zeigte sich daher auch Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. "Wir teilen die Erwartungen von Zinssenkungen der Fed und der EZB bereits in der ersten Jahreshälfte 2024 nicht und erachten den Goldpreisanstieg daher als überzogen." Nach Einschätzung von Fritsch drohe zu Beginn des Jahres 2024 ein Preisrückgang, wenn die voreiligen Zinserwartungen zurückgeschraubt werden müssen. Der Commerzbank-Experte rechnet daher erst in der zweiten Jahreshälfte mit "einem nachhaltigen Preisanstieg auf 2100 Dollar je Feinunze". Dies werde erst eintreten, wenn die Fed die Zinsen tatsächlich zu senken beginne.
Neben der Zinsentwicklung gelten auch Goldkäufe durch Zentralbanken als wichtiger Preistreiber beim Gold. Vor allem die chinesische Notenbank hat nach Angaben des Branchenverbands World Gold Council (WGC) in den vergangenen Monaten ihre Goldbestände deutlich aufgestockt. Wie aus dem jüngsten Monatsbericht des Verbands hervorgeht, hatte die Zentralbank in Peking die Goldbestände im Oktober den zwölften Monat in Folge erhöht, um 23 Tonnen auf insgesamt 2215 Tonnen. Darüber hinaus habe laut dem WGC auch die türkische Notenbank ihre Goldbestände weiter "signifikant" aufgestockt.
Nach Einschätzung des Heraeus-Experten dürfte sich diese Entwicklung im kommenden Jahr fortsetzen. "Es ist kein Nachlassen der Zentralbankkäufe in Sicht", sagte Marx. Als ein mögliches Ziel für die verstärkten Goldkäufe durch die chinesische Notenbank gilt, dass China seine Reserven ein Stück weit vom US-Dollar auf Gold umschichten will, um damit die Abhängigkeit von der amerikanischen Währung zu verringern.
Zudem hat die Preisentwicklung 2023 gezeigt, dass auch geopolitische Entwicklungen immer wieder starken Einfluss auf den Goldpreis nehmen können. So war der Preis für das Edelmetall im Oktober stark gestiegen, nachdem der Krieg zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas begonnen hatte.
Wenn es zu einer stärkeren Nachfrage auf dem Goldmarkt kommt, zeigt sich das vor allem anhand höherer Handelsvolumen bei Gold-ETFs, also Fonds, die an der Börse gehandelt werden und mit physischem Gold hinterlegt sind. Die stärkere Nachfrage kann sich aber auch in verstärkten Käufen von Schmuck zeigen. Und hier sehen Experten beim vergleichsweise starken Wirtschaftswachstum in Indien einen weiteren möglichen Preistreiber am Goldmarkt. Obwohl der Goldpreis zuletzt auf einem hohen Niveau lag, war die Schmucknachfrage in Indien 2023 nach wie vor robust. Nach Einschätzung der Heraeus-Experten könnte Indien 2024 "zum Lichtblick für die Schmucknachfrage werden"./jkr/jsl/men/jha/
--- Von Jürgen Krämer, dpa-AFX ---
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Spekulation auf sinkende Zinsen und Goldkäufe durch Zentralbanken sind nach Einschätzung von Experten treibende Kräfte für den Goldpreis im Jahr 2024. Viele Analysten gehen davon aus, dass der Preis für das Edelmetall an die Gewinne der vergangenen Monate anknüpfen kann. Der Goldpreis dürfte Ende 2024 über der Marke von 2000 US-Dollar je Feinunze (rund 31,1 Gramm) liegen. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten erwarten den Goldpreis Ende 2024 im Schnitt bei 2015 Dollar. Zeitweise dürften aber auch höhere Notierungen bis hin zu Rekordwerten beim Goldpreis drin sein.
Zuletzt hatte der Goldpreis Anfang Dezember ein Rekordhoch bei 2135 Dollar erreicht. Die Bestmarke habe deutlich gemacht, "wie optimistisch die Händler waren", sagte Analyst Craig Erlam vom britischen Handelshaus Oanda. Es war vor allem die Spekulation auf sinkende Leitzinsen wichtiger Notenbanken, die den Goldpreis auf einen neuen Höchststand getrieben haben. Mit der Aussicht auf sinkende Zinsen fielen die Renditen an den Märkten für Staatsanleihen, was als wesentlicher Preistreiber beim Gold gilt. Da Gold keine Rendite abwirft, machen niedrigere Kapitalmarktzinsen das Edelmetall für Investoren attraktiver, was für eine höhere Nachfrage sorgt.
Nach dem Rekordhoch hat sich der Goldpreis im Dezember die meiste Zeit über der Marke von 2000 Dollar halten können, nur zeitweise hatten Gewinnmitnahmen den Preis für das Edelmetall unter die Marke gedrückt. Damit wurde Gold an der Börse in London zum Ende des Jahres deutlich höher gehandelt als Anfang 2023. Damals hatte eine Feinunze etwa 1800 Dollar gekostet.
Auch wenn die Nachfrage zum Jahreswechsel zeitweise schwächelte, bleiben Experten für 2024 optimistisch. "Die Zinsen werden im nächsten Jahr zum wesentlichen Treiber für die Goldpreisentwicklung", sagte Henrik Marx, Leiter Edelmetallhandel bei Heraeus Precious Metals. Sollte sich die konjunkturelle Lage im kommenden Jahr weiter eintrüben, dürften die Notenbanken zum Handeln gezwungen sein.
Auf ihrer letzten Zinsentscheidung 2023 hatte die US-Notenbank Fed den Leitzins noch unverändert belassen. Sie hatte aber durchblicken lassen, dass die Leitzinsen im kommenden Jahr sinken werden. Laut den jüngsten Prognosen der US-Notenbanker sind Zinssenkungen in einem Volumen von insgesamt 0,75 Prozentpunkte zu erwarten.
"Eine frühzeitige Zinssenkung könnte Gold den entscheidenden Impuls für neue Höchststände geben", sagte Heraeus-Experte Marx. Seiner Einschätzung nach sind mögliche Zinssenkungen der US-Notenbank Fed noch nicht vollständig am Goldmarkt eingepreist.
Während die US-Notenbank zuletzt schon Signale für sinkende Zinsen lieferte, gab es von der Europäischen Zentralbank (EZB) noch keine Hinweise auf künftige Zinssenkungen. Aus der Stellungnahme zur Zinssitzung im Dezember lässt sich nicht ableiten, dass die EZB einen raschen geldpolitischen Kurswechsel vornehmen möchte.
Etwas zurückhaltender zeigte sich daher auch Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. "Wir teilen die Erwartungen von Zinssenkungen der Fed und der EZB bereits in der ersten Jahreshälfte 2024 nicht und erachten den Goldpreisanstieg daher als überzogen." Nach Einschätzung von Fritsch drohe zu Beginn des Jahres 2024 ein Preisrückgang, wenn die voreiligen Zinserwartungen zurückgeschraubt werden müssen. Der Commerzbank-Experte rechnet daher erst in der zweiten Jahreshälfte mit "einem nachhaltigen Preisanstieg auf 2100 Dollar je Feinunze". Dies werde erst eintreten, wenn die Fed die Zinsen tatsächlich zu senken beginne.
Neben der Zinsentwicklung gelten auch Goldkäufe durch Zentralbanken als wichtiger Preistreiber beim Gold. Vor allem die chinesische Notenbank hat nach Angaben des Branchenverbands World Gold Council (WGC) in den vergangenen Monaten ihre Goldbestände deutlich aufgestockt. Wie aus dem jüngsten Monatsbericht des Verbands hervorgeht, hatte die Zentralbank in Peking die Goldbestände im Oktober den zwölften Monat in Folge erhöht, um 23 Tonnen auf insgesamt 2215 Tonnen. Darüber hinaus habe laut dem WGC auch die türkische Notenbank ihre Goldbestände weiter "signifikant" aufgestockt.
Nach Einschätzung des Heraeus-Experten dürfte sich diese Entwicklung im kommenden Jahr fortsetzen. "Es ist kein Nachlassen der Zentralbankkäufe in Sicht", sagte Marx. Als ein mögliches Ziel für die verstärkten Goldkäufe durch die chinesische Notenbank gilt, dass China seine Reserven ein Stück weit vom US-Dollar auf Gold umschichten will, um damit die Abhängigkeit von der amerikanischen Währung zu verringern.
Zudem hat die Preisentwicklung 2023 gezeigt, dass auch geopolitische Entwicklungen immer wieder starken Einfluss auf den Goldpreis nehmen können. So war der Preis für das Edelmetall im Oktober stark gestiegen, nachdem der Krieg zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas begonnen hatte.
Wenn es zu einer stärkeren Nachfrage auf dem Goldmarkt kommt, zeigt sich das vor allem anhand höherer Handelsvolumen bei Gold-ETFs, also Fonds, die an der Börse gehandelt werden und mit physischem Gold hinterlegt sind. Die stärkere Nachfrage kann sich aber auch in verstärkten Käufen von Schmuck zeigen. Und hier sehen Experten beim vergleichsweise starken Wirtschaftswachstum in Indien einen weiteren möglichen Preistreiber am Goldmarkt. Obwohl der Goldpreis zuletzt auf einem hohen Niveau lag, war die Schmucknachfrage in Indien 2023 nach wie vor robust. Nach Einschätzung der Heraeus-Experten könnte Indien 2024 "zum Lichtblick für die Schmucknachfrage werden"./jkr/jsl/men/jha/
--- Von Jürgen Krämer, dpa-AFX ---